DGHM
EINE STARKE GEMEINSCHAFT

DGHM Preisverleihung 2020

Leipzig, 8. März 2020

Im Rahmen der 6. Gemeinsamen Tagung von DGHM und VAAM wurden am 8. März 2020 in Leipzig die diesjährigen DGHM-Preise verliehen.

DGHM Hauptpreis
Prof. Dr. Oliver Kurzai

Der DGHM-Hauptpreis wurde an Herr Prof. Dr. med. Oliver Kurzai verliehen.

Prof. Oliver Kurzai

Prof. Kurzai studierte in Würzburg Humanmedizin, wo er auch promovierte. Im Jahr 2006 schloss er seine Facharztausbildung Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie ab und wurde 2008 in Medizinischer Mikrobiologie habilitiert. Im Jahr 2009 wechselte Herr Kurzai nach Jena (Friedrich-Schiller-Universität Jena und Leibniz Institute für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI)), wo er zum Professor (W2) für Fungal Septomics berufen wurde.

Seit 2017 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie & Mykologie an der Universität Würzburg und Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie (gemeinsam mit Prof. Matthias Frosch). Gleichzeitig ist er Forschungsgruppenleiter am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut in Jena und leitet dort das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen NRZMyk.

In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit der Virulenz und Immunerkennung von humanpathogenen Pilzen. Ein Schwerpunkt seiner Arbeiten liegt auf der Immunerkennung von pathogenen Pilzen. Hierzu hat er Infektionsmodelle mit primären humanen Immunzellen (Granulozyten, dendritische Zellen, NK-Zellen) entwickelt und die Aktivierung dieser Zellen durch Pilze – insbesondere Candida spp. und Aspergillus spp. analysiert. Eine wichtige Weiterentwicklung war ein humanes Vollblut-Infektionsmodell, das während der Infektion die Interaktion von Immunzellen untereinander und mit löslichen Serumfaktoren erlaubt. In enger Kooperation mit Bioinformatikern, die virtuelle Infektionsmodelle auf Basis der erhobenen experimentellen Daten entwickelten, konnte Oliver Kurzai so Unterschiede in der Immunerkennung von C. albicans und C. glabrata aufzeigen oder die Bedeutung der Komplementaktivierung für die frühe Neutrophilenaktivität im Blut nachweisen. Das Spektrum der in seinen Projekten bearbeiteten Erreger hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert und umfasst neben Candida und Aspergillus mittlerweile auch vernachlässigte Erreger invasiver Pilzinfektionen wie Mucorales und Fusarium. Von besonderer Bedeutung ist die Vernetzung von Grundlagenforschung mit angewandter klinischer Forschung und Beratung.
Seine Arbeiten wurden in 129 Veröffentlichungen publiziert und bereits 2002 mit dem BD-Dissertationspreis und 2008 mit dem Förderpreis der DGHM ausgezeichnet.

DGHM-Förderpreis
PD Dr. med. Rasmus Leistner

PD Dr. Rasmus Leistner

Der DGHM-Förderpreis wurde an Herrn PD Dr. med. Rasmus Leistner verliehen. Herr Dr. Leistner begann im Jahr 2000 ein Studium der Rechtswissenschaften in Berlin und schloss im Jahr 2002 die Zwischenprüfung in Staatsrecht ab. Von 2003-2010 studierte er in Magdeburg, Kanses City (USA) und London (GB) Humanmedizin und promovierte im Jahr 2010 in Heidelberg. Im Anschluss wechselte er nach Berlin, wo er im Jahr 2017 den Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin am Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité abschloss und heute noch tätig ist. Herr Leistner beschäftigt sich mit infektiologisch- epidemiologischen Fragestellungen, sowohl auf der Seite des Pathogens, als auch des Wirtes. Im Zentrum seiner Forschung steht ein sog. Hygiene-Data-Warehouse, in dem Informationen aus Infektionssurveillance, Routine Mikrobiologie und Krankenhausbewegungsdaten, Patientenbezogene ICD-Codes, DRG basierte Kostendaten und Antibiotikaverbrauchsdaten zusammengeführt werden.Diese Daten können zu wissenschaftlich basierte Ausbruchskontrolle und – aufklärung herangezogen werden. Sie ermöglichen Häufungen von Erregern in Echtzeit zu entdecken analysieren und können für die Kostenanalyse von nosokomialen Infektionen und den damit verbundenen Infektionspräventionsmaßnahmen herangezogen werden. Des Weiteren werden diese Daten bei der Organisation von Antibiotika Verbrauchs Surveillance (AVS) im Rahmen eines Antibiotic Stewardships (ABS) eingesetzt. So kann z.B. der Einfluss von Verordnungshäufigkeit antimikrobieller Wirkstoffe auf die Inzidenz bestimmter Erreger oder Krankheitsbildern untersucht und Strategien zur Gegensteuerung entwickelt werden.

BD-Forschungspreis
Dr. med. Dr. agr. Ricarda Maria Schmithausen

Dr. Dr. Ricarda Maria Schmithausen

In diesem Jahr wird Dr. med. Dr. agr. Ricarda Maria Schmithausen mit dem BD-Forschungspreis ausgezeichnet. Frau Schmithausen absolvierte parallel zum Studium der Humanmedizin den Diplomstudiengang der Agrarwissenschaften an der Universität in Bonn und promovierte ebenfalls in beiden Fächern: 2011 zum Dr. med. und in 2015 zum Dr. agr.. Sie schloss im Jahr 2017 den Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin und 2019 ihre Facharztausbildung in Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie ab. Seit 2016 leitet sie die Arbeitsgruppe „One-Health“ am Institut für Hygiene und Public Health (IHPH) der Uniklinik Bonn und seit 2019 als Oberärztin den Fachbereich „One-Health“. Als Hygienikerin, Mikrobiologin und Agrarlerin liegt Frau Schmithausens Fokus auf der Umwelt- und Krankenhaushygiene und der Bekämpfung der Entwicklung und Verbreitung antibiotikaresistenter Mikroorganismen bei Mensch, Tier und in der Umwelt. Als klinische Wissenschaftlerin mit medizinischer Hygiene und wissenschaftlicher Ausbildung ist es ihr Anliegen, dass wissenschaftliche Forschungsergebnisse zeitnah klinische Fortbildungen, praktische Anwendungen und technische Innovationen bewirken. Ihre Forschungsinteressen konzentrieren sich auf 4 Kernthemen:

1. Antibiotika-resistente Bakterien, Entstehung, Reservoire und Transmissionswege bei Menschen und Tieren in den Biotopen Gesundheitswesen und Umwelt: Die Ergebnisse aus ihrem Forschungsprojekt wurden in einer Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene (KRINKO) zu Anforderungen an die Abwasserentsorgung im Krankenhaus berücksichtigt

2. Hygieneprävention, Krankenhaushygiene, Desinfektion, Risikokommunikation: Frau Dr. Schmithausen hat sich u.a. der Prävention von Infektionen in Form konkreter Projekt-Fragestellungen gewidmet und z.B. Antibiotika-resistente bakterielle Krankheitserreger, Resistenzgene und Antibiotikarückstände in Biofilmen von Trink- und Abwassernetzen in Krankenhäusern (ARBiWa BONFOR) untersucht.

3. Mikrobiomforschung und Next Generation Sequencing sowie Methodenentwicklung: Die Arbeitsgruppe von Frau Dr. Schmithausen erarbeitet gemeinsam mit dem IMMIP der Med. Fakultät die Grundlagen zur Identifizierung von Biomarkern für die (personalisierte) Diagnostik verschiedener klein./veterinärmed. Indikationen, zur mol.  Analyse von Infektionsprozessen oder zur Charakterisierung von Mikroorganismen in Surveillance-Studien, um auf diese Weise Ausbruchsfälle zu analysieren und zu bewerten.

4. Public Health und Patientensicherheit: Frau Dr. Schmithausen arbeitet mit dem Institut für Patientensicherheit an einem Projekt, in dem onkologische, immunsupprimierte Patienten aktiv in ihren Heilungsprozess mit einbezogen werden und lernen, sich vor Infektionserkrankungen während der Immunsuppression zu schützen.

Frau Schmidhausen hat für ihre Dissertationen bereits verschiedene Preise erhalten und ihr wird in diesem Jahr der Hygiene Preis der Rudolf Schülke Stiftung verliehen.

bioMérieux Diagnostikpreis
Prof. Dr. med. Thomas Wichelhaus

Prof. Dr. Thomas Wichelhaus

Der diesjährige bioMérieux Diagnostikpreis  wurde an Herrn Prof. Dr. med. Thomas Wichelhaus verliehen. Herr Prof Wichelhaus absolvierte das Studium der Humanmedizin in Frankfurt, Oxford und Melbourne und promovierte 1996 am Institut für Med. Virologie. Im Jahr 1997 wechselte er als Arzt an das Institut für Med. Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, an dem er im Jahr 2003 seine Facharztausbildung abgeschlossen und seitdem als Oberarzt und stellvertretender Direktor tätig ist. Im Jahr 2005 wurde er habilitiert und 2010 zum außerplanmäßigen Professor berufen. Der Forschungsschwerpunkt von Herrn Prof. Dr. Thomas Wichelhaus liegt auf dem Thema antimikrobielle Resistenz und konzentriert sich auf die 4 Kernthemen:

1. Antibiotika-Resistenzmechanismen: Herr Wichelhaus hat eine Vielzahl an Publikationen verfasst, die auf molekularer Ebene die Mechanismen der Antibiotikaresistenz analysieren. In den früheren Arbeiten bezogen sich diese Analysen auf die Fusidinsäure-, Rifampicin-, Cotrimoxazol- und Linezolid-Resistenz bei Staphylococcus aureus und fokussieren aktuell auf die Carbapenem-Resistenz bei Gram-negativen Pathogenen.

2. Epidemiologie der Antibiotikaresistenz: Er etablierte erstmalig eine Surveillance zur Antibiotikaresistenz bei Gonokokken deutschlandweit und publizierte die für Therapieleitlinien relevanten Ergebnisse.

3. Antibiotikaentwicklung und -evaluationVor dem Hintergrund zunehmender Antibiotikaresistenzen insbesondere bei Gram-negativen Erregeren, widmet sich Prof. Wichelhaus auch der Entwicklung und Evaluation neuer Antiinfektiva. So hat er Inhibitoren von Metallo-Betalaktamasen charakterisiert und deren Effektivität im Galleria mellonella Infektionsmodell verifiziert.

4. Antibiotikaresistenz und bakterielle Fitness/Persistenz: Dem Einfluss von Antibakterresistenz-vermittelnden Mutationen auf die Fitness von Bakterien sowie der bakteriellen Strategie zur Kompensation widmen sich weitere Publikationen.

Die Ergebnisse seiner Arbeiten wurden in 105 Veröffentlichungen publiziert. Er ist darüber hinaus Autor und Herausgeber eines Buches zur Antibiotikatherapie, Co-Autor diverser AWMF-Leitlinien zur Therapie von Infektionserkrankungen (z.B. Syphilis, Gonorrhoe, S.aureus-/S. pyogenes-assoziierte Erkrankungen) und hat Buchbeiträge zur antiinfektiven Therapie verfasst.

DGHM-Promotionspreise

von links: Georg Häcker (DGHM-Präsident), Preisträger*innen: Yvonne Regier, Jennifer R. Richardson, Simone Herp, Maik Luu, Klaus Pfeffer (Präsident der DGHM -Stiftung)

Dr. rer. nat. Maik Luu

Dr. rer. nat. Maik Luu

DEr DGHM-Promotionspreis wurde an Herrn Dr. rer. nat. Maik Luu verliehen. Herr Luu schloss im Jahr 2016 den Masterstudiengang Humanbiologie (Biomedical Science) mit Spezialisierung „Infektionsbiologie“ an der Philipps-Universität Marburg ab. Anschließend promovierte er im PhD Fast Track-Programm zum Thema „Immunmodulatory activity of HDAC and proteasome inhibitore in inflammation and carcinogenesis“, und schloss diese mit summa cum laude (excellent) ab. Während seiner Doktorarbeit hat Herr Luu verschiedene immunologische, mikrobiologische, biochemische und genetische Ansätze kombiniert, um die funktionellen Konsequenzen der SCFA-ausgelösten Modulation von Lymphozyten zu verstehen. Seine Doktorarbeit wird einen bemerkenswerten Beitrag dazu leisten, grundlegende Erkenntnisse mit klinisch relevanten Aspekten zu verbinden (SCFAs als mögliche neuartige Therapeutika zur Behandlung von Autoimmunität, Entzündung und Tumorentstehung). Herr Luus Ergebnisse wurden bereits in 4 Veröffentlichungen mit ihm als als Erstautor, u.s. im Journal Nature Communication und mehr als 6 weiteren mit ihm als Co-Autor publiziert. Er ist weiterhin an der Philips-Universität in Marburg als PostDoc tätig.

DGHM-Promotionspreis
Dr. med. vet. Yvonne Regier

Dr. med. Yvone Regier

Ein weiterer Promotionspreis ging an Dr. med. Yvone Regier. Frau Regier studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München das Fach „Tiermedizin“ und schloss ihr Studium im Jahr 2015 ab. Sie schloss ihre Promotion mit dem Titel: „Bartonella spp. sowie andere tier- und humanpathogene Bakterien in Ektoparasiten von Haus- und Wildtieren“ an der tiermedizinischen Fakultät der Universität Giessen im Jahre 2019 mit summa cum laude ab. Die Experimente führte sie von 2015-2018 als Doktorandin am Institut für Med. Mikrobiologie und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Frankfurt durch. Sie nutzte modernste Verfahren zur Erregerdetektion und – analysen (Microbiomanalysen mit nachfolgenden molekularen Bestätigungen) und kombinierte diese mit epidemiologischen Analysen und den Ergebnissen aus Serodiagnostik bei Tieren und Menschen im Sinne eines echten sektorenübergreifenden „One Health“ Ansatzes. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden in 3 Originalarbeiten und 2 Übersichtsarbeiten publiziert. Seit 2019 ist sie als Wiss. Mitarbeiterin am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt in Karlsruhe beschäftigt.

DZIF-Promotionspreis der DGHM
Dr. rer. nat. Jennifer Rebecca Richardson

Dr. rer. nat. Jennifer Rebecca Richardson

Der diesjährige DZIF – Promotionspreis der DGHM wurde an Dr. rer. nat. Jennifer Rebecca Richardson verliehen. Nach einem Bachelor in Biochemie, den sie im Jahr 2013 an der Universität Tübingen absolvierte, schloss Frau Richardson den Masterstudiengang „Biological Sciences“ im Jahr 2015 an der Universität Konstanz mit der Note: 1,3 ab. Während des Masterstudiums absolvierte sie ein Auslandssemester an der University of Massachusetts, Amherst. Sie begann im Anschluss daran in der Abteilung Hämatologie, Onkologie, klinische Immunologie und Rheumatologie des Universitätsklinikums Tübingen mit ihrer naturwissenschaftlichen Doktorarbeit mit dem Titel „Staphylococcus aureus phenol-soluble modulin peptides impair human dendritic cell functions and thereby affect the adaptive immune response“, die sie im Mai 2019 abschloss. Frau Dr. Richardson hat in ihren Arbeiten eine Reihe innovativer Methoden und in vivo Infektionsmodelle entwickelt und angewandt, um grundsätzlich verschiedene DC Funktionen zu untersuchen. Teile ihrer Arbeiten wurden bisher in 4 Publikationen veröffentlicht. Sie ist aktuell am Interfakultären Institut für Zellbiologie in der Abteilung Immunologie der Universität Tübingen als PostDoc beschäftigt.

Medical Microbiology and Immunology – Young Scientist Award (Springer-Verlag) Dr. rer. nat. Simone Herp

Dr. Simone Herp

Der in diesem Jahr erstmalig verliehene Medical Microbiology and Immunology Young Scientist Award  des Springer-Verlags wird an Frau Dr. Simone Herp für Ihre hervorragende Dissertation „Exploring the role of Mucispirillum schaedleri in enteric Salmonella enterica serovar Typhimurium infection“ verliehen.

Frau Herp studierte von in Freiburg den Diplomstudiengang „Biologie“, den sie 2013 mit der Note 1,1 abschloss und währenddessen sie ein Auslandssemester an der Universität Uppsala, Schweden absolvierte. Sie begann im Anschluss daran in München am Max von Pettenkofer Institut mit ihrer Promotion im Bereich Mikrobiologie, in der sie einen neu identifizierten Kommensalen, welcher im Gastrointestinaltrakt von verschiedenen Säugetieren sowie des Menschen vorkommt, charakterisierte und analysierte. Durch Verwendung eines gnotobiotischen Tiermodells und „synthetischen Bakterienkonsortien“ konnte Frau Herp zeigen, dass Mucispirillum schaedleri mit der Expression der Virulenz Gene von Salmonella enterica serovar Typhimurium interferiert und so Mäuse gegen eine Entzündung schützt. Die Forschungsergebnisse aus Ihrer Doktorarbeit wurden mit Frau Herp als Erstautorin im Journal Cell Host & Microbe (2019) publiziert. Frau Herp ist seit Oktober 2019 als Senior Scientist an der Assay Entwicklung zur Detektion multiresistenter Bakterien bei der SpinDiag GmbH in Freiburg tätig.