DGHM
EINE STARKE GEMEINSCHAFT

Preisverleihung der DGHM-Stiftung 2019

Göttingen. 25. Februar 2019

DGHM-Hauptpreis

Der mit 5000 EUR dotierte DGHM-Hauptpreis wird in diesem Jahr an Herrn Univ.-Prof. Dr. med. Alexander Mellmann, leitender Krankenhaushygieniker und komm. Leiter des Instituts für Med. Mikrobiologie des Universitätsklinikums Münster, verliehen.

Prof. Dr. Alexander Mellmann

Herr Mellmann studierte an den Universitäten Greifswald, Würzburg, und Innsbruck (Österreich) Humanmedizin und promovierte anschließend zum Dr. med. unter Leitung von Herrn Prof. Helge Karch in Münster. Dort schloss er auch die Facharztausbildungen „Med. Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie“ (2007) und „Hygiene und Umweltmedizin“ (2012) ab.

Im Jahr 2007 wurden seine Arbeiten bereits mit dem bioMérieux Diagnostikpreis der DGHM ausgezeichnet. Er habilitierte 2010 in „Hygiene und Med. Mikrobiologie“ und wurde 2016 zum W3-Professor in Hygiene, speziell Krankenhaushygiene berufen. Aktuell ist Herr Mellmann leitender Krankenhaushygieniker am Universitätsklinikum Münster und hat im letzten Jahr die kommissarische Leitung des Instituts für Med. Mikrobiologie nach dem tragischen Tod von Georg Peters übernommen.

Herr Prof. Dr. med. Alexander Mellmann arbeitet seit Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere an Forschungsthemen zur molekularen Evolution und Epidemiologie von Krankheitserregern. Vorrangig wurde von ihm das Infektionsgeschehen von enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) und nosokomialen Krankheitserregern (MRSA, VRE und MRGN) erforscht.  Seine innovativen und zukunftsweisenden Sequenz-basierten Arbeiten haben ihm zu außerordentlich großem nationalen und internationalen Ansehen verholfen. Die von ihm höchst erfolgreich eingesetzte Feintypisierung von MRSA-Stämmen zeichnet sich durch schnelle Translation der Forschungsergebnisse in die Patientenversorgung aus. Darüber hinaus konnten mit ihrer Hilfe Infektionswege sowohl auf lokaler Ebene im Krankenhaus als auch hinsichtlich ihrer globalen Ausbreitung aufgedeckt werden. Im Bereich der EHEC-Forschung hat Prof. Mellmann mit der Etablierung der HUSEC-Kollektion die Voraussetzungen geschaffen, bislang unbekannte HUS-Erreger mittels sequenzbasierter Typisierung schneller und exakt zu identifizieren. Vertiefende Analysen, beispielsweise des EHEC O2:H6-Stammes, ergaben ein vollkommen neues und von den bisherigen Modellen abweichendes Evolutionsmodell dieses Erregers. Das Schriftenverzeichnis von Prof. Mellmann umfasst seit Beginn seiner Karriere im Jahre 2000 aktuell 168 Originalarbeiten und 8 Übersichtsartikel in sehr hoch angesehenen Fachzeitschriften, wie PNAS,  EMBO Mol Med, PLoS Pathog. Und Lancet Infetc Diseases und Clin Microbiol.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass Prof. Mellmann durch seine innovativen wissenschaftlichen Arbeiten zu den molekularepidemiologischen Prozessen im bakteriellen Evolutionsgeschehen, insbesondere von multiresistenten S. aureus und EHEC, fundamental neue Erkenntnisse geliefert hat.


Foto von links: Klaus Pfeffer (Stiftung), Alexander Mellmann (Hauptpreis), Helge Karch (Cohn-Medaille), Georg Häcker (Präsident), Volkhard Kempf (Stiftung)

DGHM-Förderpreise

Einer diesjährigen, mit 1500 EUR dotierten, Förderpreise, geht an Frau Dr. rer. nat. Monika Schütz. Frau Schütz studierte an der Universität Würzburg Biologie und schloss 2005 ihre Promotion zum Dr. rer. nat. mit der Note „sehr gut“ ab. Sie ist seit 2005 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene des Interfakultären Instituts für Mikrobiologie und Infektionsmedizin (IMIT) der Universität Tübingen. Dort etablierte sie zunächst die Laser-Capture-Mikrodissektions Facility, eine Core-Facility des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung, die der gesamten Medizinischen Fakultät und der Universität Tübingen offensteht.

Dr.rer.nat. Monika Schütz

Gegenstand der Forschungsarbeit von Frau Dr. Schütz ist zum einen die Biogenese von Pathogenitätsfaktoren aus der Familie der Typ V Sekretionssysteme, auch Autotransporter genannt. Als konsequente Ergänzung dieser Fragestellung untersucht sie außerdem, wie diese wichtigen Virulenzfaktoren mit dem Wirt interagieren und sucht nach Zielstrukturen, die für die Entwicklung von Antiinfektiva genutzt werden können. Als Modellorganismen dienen dabei Yersinia enterocolitica und in jüngster Zeit auch Pseudomonas aeruginosa. Sie ist Projektleiterin im Sonderforschungsbereich 766m Bakterielle Zellhülle und im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung und hat im Rahmen ihres DZIF geförderten Projektes einen Screening Assay zur Auffindung potentieller Inhibitoren für den aussichtsreichsten Kandidaten entwickelt und in Zusammenarbeit mit der European Lead Factory einen high-throughput Screen durchgeführt.

Der Erfolg ihrer Arbeit spiegelt sich in den mehreren Erst- und Letztautorschaften in renommierten Journals wie dem Journal of Bacteriology (2007), Infection and Immunity (2010), Molecular Microbiology (2010), Journal of Biological Chemistry (2015), Journal of Innate Immunity (2017) und

Virulence (2017) sowie zahlreichen Ko-Autorschaften (z.B. PLoS Pathogens 2009, Mol Biol Cell 2011, J Immunol 2012, PLoS One 2012, JBC 2014, 2015, 2016), Cell Micro (2015)) wieder.

Foto v.l.: K. Pfeffer, M. Schütz, V. Kempf

Der zweite Förderpreis, ebenfalls mit 1500 EUR dotiert, wird Herrn Dr. rer. nat. Thomas Kohl verliehen. Herr Kohl hat 2005 den Diplomstudiengang Molekulare Biotechnologie an der Universität Bielefeld abgeschlossen und 2011 an der International Graduate School in Bioinformatics and Genome Research der Universität Bielefeld promoviert. Nach zwei weiteren 2 Jahren als Wiss. Mitarbeiter wechselte er in die Abteilung „Molekulare und Experimentelle Mykobakteriologie“ ans Forschungszentrum Borstel, wo er aktuell noch tätig ist.

Dr. rer. nat. Thomas Kohl

Herr Kohl hat sich in den letzten Jahren mit der Genomanalyse von Mykobakterien, speziell von Tuberkulosebakterien, den Erregern der Tuberkulose befasst. Er hat in weltweit führender Pionierarbeit sogenannte next generation sequencing-Verfahren (NGS) für die umfassende Genomanalyse von klinischen Isolaten eingesetzt und verschiedene diagnostische und epidemiologische Fragestellungen adressiert. Von herausragender Bedeutung sind hierbei die Arbeiten zur Resistenzdiagnostik, aber auch zu Ausbreitung der Erreger. Seine exzellenten Arbeiten konnte er in einer bemerkenswerten Anzahl von mehr als 40 „peer reviewed“ inkl. mehreren hochrangigen Zeitschriften, z.B. PLoS Med, Lancet ID, AJRCCM, NEJM) veröffentlichen.

Foto v.l: K. Pfeffer, Th. Kohl, V. Kempf

bioMérieux Diagnostikpreis

Der mit 2500 EUR dotierte bioMérieux Diagnostikpreis geht an Herrn Dr. med. Andreas Wendel.

Herr Wendel studierte in Aachen Humanmedizin und promovierte dort 2009 im Bereich „Molekulare Genetik beim malignen Melanom“. Er wechselte für die Facharztausbildung in „Med. Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie“ ans Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Düsseldorf und beschäftigte sich Arbeitsgruppe von Prof. Dr. med. C. MacKenzie mit multiresistenten gramnegativen Bakterien.

Dr. med. Andreas Wendel

Er etablierte einen Diagnosealgorithmus zur Detektion von Carbapenemasen, der auf phänotypischen Tests und einer in-house Multiplex-Real-Time-PCR basierte, und baute somit eine molekulare Surveillance von Carbapenemase-bildenden Bakterien am Institut auf. Einen besonderen Schwerpunkt legte Herr Wendel auf die Beschreibung des genetischen Umfelds der Resistenzgenkassetten (Integron, Transposon, Plasmid), sowie der Verwandtschaftsanalyse der Bakterien (RAPD, PFGE, rep-PCR, MLST und Ganzgenomsequenzierung). Neben Projekten mit nationalen Kooperationspartnern engagierte sich Herr Wendel in internationalen Forschungsprojekten mit der Mongolei (DAAD-gefördertes Projekt von Prof. Dr. med. K. Pfeffer) und Großbritannien (Dr. Mark Toleman, Cardiff). Seit 2017 ist er als leitender Oberarzt ans Institut für Hygiene, Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Universitätsklinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke tätig und legt bei seiner neuen Tätigeit einen besonderen Schwerpunkt auf infektionspräventive Aspekte zur Verhinderung der Ausbreitung von multiresistenten gramnegativen Bakterien. Herr Wendel etablierte am Institut die Ganzgenomsequenzierung von Bakterien zur Anwendung in der krankenhaushygienischen Routine als auch für wissenschaftliche Zwecke.


Foto v.l.: K.Pfeffer, A.Wendel, U. Knauf (bioMérieux), V. Kempf

BD-Forschungspreis

Der ebenfalls mit 2500 EUR dotierte BD-Forschungspreis wird in diesem Jahr an Herrn PD Dr. med. Florian Maurer verliehen.

Nach einem Studium der Physik in Berlin und Cape Town Südafrika, wechselte Herr Maurer zum Studium der Humanmedizin nach Freiburg und promovierte anschließend in Zürich mit Weiterbildung zum Medizinischen Mikrobiologen. In Deutschland schloss er 2016 die Weiterbildung zum Facharzt für Med. Mikrobiologie, Virologen und Infektionsepidemiologie und zum ABS Experten ab.

PD Dr. med. Florian Maurer

Herr Maurer leitet seit Oktober 2018 die Diagnostik am Nationalen Referenzzentrum für Mykobakterien am Forschungszentrum Borstel. Zuvor baute er nach mehrjähriger Tätigkeit am Nationalen Referenzzentrum für Mykobakterien der Schweiz (Universität Zürich) erfolgreich eine mykobakteriologische Arbeitsgruppe sowie ein krankenhausweites Antibiotic Stewardship Team am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf auf. Der wissenschaftliche Schwerpunkt von Herrn Maurer liegt auf der molekularen Charakterisierung von Resistenz- und Virulenzmechanismen in pathogenen atypischen Mykobakterien, insbesondere in Mycobacterium abscessus. Dies geschieht zum einen, um ein besseres Verständnis für die Pathogenese der in ihrer Relevanz unterschätzten atypischen Mykobakteriosen zu erhalten.

Seine Forschungsergebnisse wurden in hochrangigen Zeitschriften, wie Clin Microbiol Infect, PLOS One und J Clin Microbiol. veröffentlicht.


Foto v.l: V. Kempf, E. Clausing  (BD), F. Maurer, K. Pfeffer

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Promotionspreis der DGHM

Der mit 500 EUR dotierte DGHM-Promotionspreis wird an Frau Dr. rer. nat. Ulrike Binsker verliehen. Frau Binsker hat in Greifswald den Diplom Studiengang Biochemie abgeschlossen und anschließend am Institut für Molekulare Genetik und Infektionsbiologie der Universität Greifswald unter der der Leitung von Prof. Sven Hammerschmidt promoviert.

Dr. rer. nat. Ulrike Binsker

In ihrer Promotionsarbeit untersuchte Frau Binsker die Interaktion von pathogenen Erregern mit sekretierten Proteinen von Thrombozyten sowie der Aktivierung von Thrombozyten durch Staphylococcus aureus Proteinen. In einer sehr umfangreichen Arbeit hat Frau Binsker systematisch die Thrombozyten-aktivierenden Proteine von S. aureus identifiziert und die Bedeutung für die Thrombozyten-Aggregation aufgeklärt. In dieser anspruchsvollen Studie hat Frau Binsker in komplementären experimentellen Analysen 52 heterolog in E. coli produzierte Proteine von S. aureus auf ihre Fähigkeit untersucht, humane Thrombozyten zu aktivieren. Aus den experimentellen Studien resultierten 3 Erstautor-Publikationen von Frau Binsker in den international peer-reviewed Journalen „Journal of Biological Chemistry (JBC)“ sowie eine in 2018 in „Thrombosis and Haemostasis“. In zwei weiteren Publikationen, die im Journal of Biological Chemistry (2014) bzw. International „Journal of Medical Microbiology“ (2018) ist Frau Binsker Ko-Autorin.

Frau Binsker wurde auf einer „Summer School“ vom eingeladenden Sprecher Prof. Dr. Jeffrey Weiser (NYU) aufgrund der wissenschaftlichen Diskussion und Expertise eine Postdoc-Stelle in seinem Institut angeboten. Frau Binsker hat diese Position im Oktober 2017 angetreten und konnte daher den Preis leider nicht persönlich entgegennehmen.

DZIF-Promotionspreis der DGHM

Dieser ebenfalls mit 500 EUR dotierte, vom DZIF gesponserte Promotionspreis der DGHM wird an Herrn Dr. rer. nat. Tom Zortel verliehen. Herr Zortel hat an der Universität in Gießen Biologie studiert und wechselt im Jahr 2013 an das Universitätsklinikum Freiburg, wo er am Institut für Med. Mikrobiologie 2018 mit der Note Magna cum laude abgeschlossen.

Dr. rer. nat. Tom Zortel

Herr Dr. Zortel hat die Wirtsantwort auf chlamydiale Genitalinfektionen an einem Mausmodell untersucht. Wichtige Ergebnisse sind, dass neutrophile Granulozyten einen zwar essentiellen, jedoch überraschend geringen Anteil am entzündungsassoziierten Gewebeschaden haben, dass jedoch der Einfluss des Immunsystems auf diesen Schaden sehr erheblich ist. Er hat mit dieser Arbeit einen substantiellen Beitrag zum besseren Verständnis der Chlamydieninfektion, einer weiterhin unzureichend verstandenen, wichtigen Infektion des Menschen beigetragen.

Die wesentlichen Ergebnisse seiner Arbeit wurden unter seiner Erstautorenschaft im Journal of Infectious Diseases veröffentlicht.

Foto v.l: K. Pfeffer, T. Zortel, V. Kempf