DGHM
EINE STARKE GEMEINSCHAFT

Univ.-Prof. Dr. med. Georg Matthias Peters

Mit großer Trauer und Betroffenheit erfahren wir vom vollkommen unerwarteten Tod des ehemaligen Präsidenten der DGHM (1998-2000) und der DGHM-Stiftung (2005-2011), unseres höchst geschätzten Kollegen Prof. Dr. med. Georg Peters, am 8. August 2018.

Georg Peters wurde am 11. März 1951 am Asperden am Niederrhein geboren. 1975 legte er in Köln sein medizinisches Staatsexamen ab und wurde dort 1976 promoviert, bevor er nach seiner Tätigkeit als Assistenzarzt 1982 die Anerkennung als Arzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie erhielt und für ein Jahr als DFG-Stipendiat an die University of Minnesota, Minneapolis, USA ging. Im Jahr 1985 habilitierte er sich und wurde 1986 in Köln zum Professor auf Zeit berufen. 1992 folgte er einem Ruf der Westfälischen Wilhelms-Universität nach Münster und leitete seitdem das Institut für Medizinische Mikrobiologie. Seine gesamte Karriere widmete er sich den Staphylokokken und wurde auf diesem Gebiet weltweit als exzellenter Experte anerkannt.
Peters, Georg

Aber auch auf nationaler Ebene setzte er sich mit ganzem Herzen für die Belange der Mikrobiologie ein und wurde von den Kollegen hochgeschätzt. So war er von 2004 – 2012 Mitglied des DFG Fachkollegium 204-„Mikrobiologie, Virologie und Immunologie“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft, zu deren Sprecher er im Jahr 2008 Sprecher gewählt wurde. Im Jahr 2012 wurde er dann Senatsmitglied der DFG und hat sich auch dort sehr erfolgreich für das Fach Mikrobiologie eingesetzt. Er vertrat dieses Fach auch in vielen verschiedenen Gremien in Bundesinstituten, so war er u.a. seit 2009 Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirat des Robert-Koch-Instituts, sowie stellvertretender Vorsitzender des Gemeinsamen Wissenschaftlichen Beirats des Bundesministeriums für Gesundheit und Mitglied der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention.

Peters‘ Engagement für infektionsmedizinische Anliegen hatte letztlich immer den Patienten und eben nicht künstliche, durch Fachbegrenzungen festgelegte und fachpolitisch zu „verteidigende“ Bereiche im Auge. Er war immer ein engagierter Streiter für eine starke Vertretung der Medizinischen Mikrobiologie im akademischen Fächerkanon, anerkannte jedoch gleichermaßen die Bedeutung der klinischen Infektiologie ebenso wie der Infektionsprävention, Epidemiologie und Hygiene. Sein konsequentes Engagement in den Vorständen ebenso wie sein Beitrag zum Austausch zwischen den Fachgesellschaften war Ausdruck dieser tiefen Überzeugung. Freunde und Weggefährten ebenso wie Andersmeinende konzedieren ihm diese außerordentliche, perspektivisch geprägte Sichtweise und – bei aller Deutlichkeit und klarer Worte – geistige Unabhängigkeit von Gruppenansicht und (fach)politischem Fraktionszwang. Peters, der aus seiner Herkunft aus einfachen, bäuerlichen Verhältnissen nie einen Hehl machte, verfügte jenseits der Infektionsmedizin auch über ein enormes Wissen und Erfahrung in nahezu allen gesellschaftlichen und humanitären Fragen. Vielleicht war es diese außergewöhnliche Verbindung von humanistischer Bildung, klarer ethischer Orientierung, tiefem Verständnis für politische Bedingungen und fachlicher Expertise, die ihn zu einem „natürlichen“ Ansprechpartner und Sprecher für Kommissionen, Gremien und Einrichtungen im infektionsmedizinischen, akademischen, forschungsfördernden und allgemeinpolitischen Bereich machte. Konsequenterweise hatte er immer auch ein profundes Verständnis für die globale Bedeutung von Infektionsmedizin und setzte sich gleichermaßen für die Förderung der Grundlagenforschung und Krankenversorgung national, europaweit und – insbesondere in ressourcenarmen Regionen – auch global ein.

Peters war jedoch nicht nur ein Menschenfreund, sondern auch ein Freundes-Mensch. Trotz oder gerade wegen seiner Extraversion hatte er ein starkes Bedürfnis nach Nähe und Kontakt zu den ihm persönlich nahestehenden Personen. Seine Loyalität, seine Unterstützung und sein Einsatz für Freunde, nahestehende Kollegen oder ähnlich Gesinnte führte Menschen unabhängig ihres akademischen oder sonstigen Rangs zu ihm auf der Suche nach Austausch, Rat und einfach auch nur Gemeinsamkeit. Die Anliegen junger Menschen, insbesondere des wissenschaftlichen Nachwuchses, waren ihm immer von besonderer Wichtigkeit, und die akademische Förderung junger Menschen wurden in seinem Institut genauso wie in der DFG-Gremienarbeit von ihm gelebt.

Peters war ein außerordentlicher Denker und Redner. Seine zum Teil messerscharfen Analysen äußerte er gerne von einem der hinteren Sitzplätze und erst am Ende einer zum Teil längeren Diskussion. Nicht selten gelang es ihm dabei, eine inhomogene, teilweise auch zerstrittene Gruppenansicht zusammenzuführen, oder auch eine scheinbar überwiegende Meinung im Licht der von ihm vorgetragenen argumentativen Logik zu drehen und zu einer dann auch fundierten Beschlussfähigkeit zu führen. Trotz dieser – durchaus auch von ihm selbst wahrgenommenen – Begabung blieb er im Grunde ohne Dünkel und bescheiden. Jegliches Brimborium um seine Person war ihm zuwider, und sosehr er um die Kraft und Autorität, die ihm ein Amt verlieh, wusste und diese durch die Art seines Auftritts auch schützte, so war ihm klar, dass mit dem Ablegen der Glocke des Sitzungsvorsitzes er keinerlei weiteren Anspruch auf eine über die Amtswahrnahme hinausgehende Bedeutungszuerkennung hatte.

Respekt vor seiner persönlichen Sphäre gebietet es an dieser Stelle, die Rolle seiner Familie an dieser Stelle nur kurz zu erwähnen. Alle, die ihn kannten, wissen von diesem seinem eigentlichen Daseinsgrund und von der unbedingten, uneingeschränkten Hingabe für seine Liebsten.

Durch den tragischen Tod von Prof. Georg Peters hat die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie ebenso wie die Deutsche Infektionsmedizin insgesamt nicht nur einen ihrer profiliertesten, engagierten Wissenschaftler verloren, der immer das Große und Ganze im Blick hatte, sondern auch Freund und loyalen Kollegen mit einem großen Herzen, der sich immer für die Belange anderer eingesetzt hat.

Wir sind zutiefst traurig und wünschen der Familie und den Kollegen viel Kraft für die kommende Zeit.

Prof. Dr. Mathias Herrmann, Pastpräsident

Prof. Dr. Georg Häcker, Präsident

Die Familie möchte im Stillen trauern und bittet, von direkt an sie gerichtete Kondolenzbekundungen Abstand zu nehmen. Im Institut für Med. Mikrobiologie in Münster liegt ein Kondolenzbuch aus, in dem auch gerne Beiträge aufgenommen werden.

Diese richten Sie bitte an:
Prof. Dr. med. Karsten Becker
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Universitätsklinikum Münster
Institut für Medizinische Mikrobiologie
Domagkstr. 10
48149 Münster
kbecker@uni-muenster.de